Für alle in Politik und Gesundheitswesen Verantwortlichen ist die aktuelle Corona-Pandemie eine extreme Herausforderung. Vor Allem aber die Bürgerinnen und Bürger leben in ständiger Anspannung: wie kann ich mich schützen? Ist mein Husten Folge einer Infektion mit Covid-19? Gehöre ich womöglich zur Risikogruppe, weil ich schon 60 Jahre alt bin? Darf ich meinen Arzt / meine Ärztin in der Praxis besuchen, wenn ich krank bin? Stimmt es, dass diese Pandemie noch lange dauern wird? Viele dieser Unsicherheiten begleiten Menschen tagtäglich, dabei sind die wirtschaftlichen Folgen des shutdown sowie seelische und soziale Kollateralschäden der Pandemie noch gar nicht berücksichtigt.
Ärztinnen und Ärzte sind ebenfalls in einer schwierigen Situation: sie sollen und wollen kranken Menschen helfen, haben aber derzeit keine vorbeugenden Maßnahmen (Impfungen) und auch keine wirksamen Medikamente zur Verfügung. Was bleibt ist Begleitung mit bekannten Ratschlägen (Abstand halten, Hände waschen!), symptomatische Therapie oder die Vermittlung eines Termins zum Rachenabstrich. Sollte letzterer positiv sein: Quarantäne! Mit allen psychischen und psychosozialen Folgen. Es ist wahrlich nicht einfach, unter diesen Umständen dem Geiste des Hippokratischen Eides gerecht zu werden. „Nützen oder wenigstens nicht schaden“ war seine Aufforderung. Doch ist es derzeit überhaupt möglich, diesem ethischen Imperativ gerecht zu werden? Quarantäne hilft sicher, Schäden durch Weiterverbreitung des Virus zu vermeiden; aber ist damit nicht bereits der nächste Schaden vorgezeichnet, der Schaden durch Angst und Isolation zum Beispiel? Und muss sich „nützen“ in symptomatischer Therapie erschöpfen, deren potentielle Nebenwirkungen wiederum schädlich sein können und im eigentlichen Kampf des Immunsystems mit dem Virus keinerlei Effekt haben?
Als homöopathische Ärztinnen und Ärzte sind wir in der Lage, die Krankheit zu diagnostizieren und Komplikationen im Verlauf (z.B. Pneumonie) rechtzeitig zu erkennen und notwendige Schritte (Klinikeinweisung) einzuleiten. Darüber hinaus haben wir aber auch gelernt, das individuelle Mosaik der Symptome eines Patienten zu erfassen, sowohl die typischen Symptome der Krankheit als auch die individuellen Erscheinungen, mit denen sich der „Innere Arzt“ zu Wort meldet und auf seine spezielle Strategie im Kampf mit der Krankheit aufmerksam macht. Diese homöopathisch – ärztliche Doppelstrategie versetzt uns in die Lage, unseren Patienten Behandlungsangebote zu machen, die über Quarantäne und Symptombekämpfung hinaus gehen.
Was bedeutet das konkret für betroffene Patientinnen und Patienten?
- Corona-Patienten sollen wissen, dass es in der aktuellen Situation eine zusätzliche Behandlungsoption gibt, die unter ärztlicher Aufsicht sicher ist.
- Eine homöopathische Begleitung erfolgt ausschließlich auf Wunsch des Patienten / der Patientin, ist also in jedem Falle freiwillig.
- Die homöopathische Therapie führt nicht dazu, dass eine andere Therapie verzögert oder ausgeschlossen wird, weil es momentan und vermutlich noch auf längere Sicht gar keine andere wirksame Therapie gibt.
Was bedeutet das konkret für homöopathische Ärztinnen und Ärzte?
- Nicht warten, bis „von oben“ eine spezielle Aufforderung zum Handeln kommt, sondern selbst aktiv werden und homöopathische Behandlungsangebote machen, wie es auch bei vielen anderen Krankheiten schon immer üblich ist.
- „Auf zwei Beinen stehen“: auf dem Bein der konventionellen Medizin und zusätzlich auf dem homöopathischen.
- Den Austausch mit anderen, erfahrenen Homöopathinnen und Homöopathen pflegen, Beobachtungen hinsichtlich erfolgreicher homöopathischer Arzneien teilen, Arzneiverordnungen auf Grund der Patientensymptome sowie Verläufe unter homöopathischer Therapie sorgfältig dokumentieren. Der DZVhÄ stellt hierfür eine Plattform samt differenziertem Dokumentationsbogen für alle Mitglieder zur Verfügung.
Wo ist das Problem?
Die homöopathische Behandlung ist freiwillig, unter ärztlicher Obhut sicher, es wird keine andere Therapie vernachlässigt, betroffene Patienten fühlen sich über das derzeit Mögliche hinaus ärztlich begleitet und betreut, es lassen sich Erfahrungen in einer Pandemiesituation sammeln, die zukünftig der weiteren Homöopathie-, aber gerne auch der Placeboforschung zur Verfügung stehen können. Es ist also eine win-win-win-Sitaution. Und das Angebot erfüllt den Geist des Hippokrates: nützen oder wenigstens nicht schaden!
Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender des LV Bayern im DZVhÄ