Interview von Dr. med. Ulf Riker mit  Dr. med. univ. Eva Koll – engagierte Ärztin und eine neue Delegierte des LV Bayern

Bitte erzählen Sie uns  von Ihrem beruflichen Weg in die Medizin und was Ihnen dabei besonders wichtig war.

Meine Entscheidung, Ärztin zu werden, basiert auf dem unbedingten Bedürfnis, Menschen zu helfen. Der Liebe folgend habe ich im wunderschönen Wien Humanmedizin studiert. Ein Auslandsjahr (ERASMUS) in Istanbul hat meinen Blick wertvoll erweitert.

Aktuell befinde ich mich in meiner zweiten Elternzeit und mitten in der Ausbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin. Ein erstes, knappes Jahr in der Inneren Medizin hat mich mit den hoffnungslosen Seiten der konventionellen Medizin und ihrer Einstellung zu Menschen, Gesundheit und Krankheit konfrontiert. Ein Jahr in der geriatrischen Rehaklinik Bethel Welzheim hat mich wieder aufgepäppelt und darin bestärkt, dass ich im ärztlichen Beruf richtig aufgehoben bin. Und ein Jahr rein konventionelle Arbeit in einer zentralen Notaufnahme hat mir noch einmal klar gemacht, dass Homöopathie zu meinem Beruf dazugehört – ohne sie möchte ich nicht mehr arbeiten.

Was hat Sie dazu bewogen, sich zusätzlich der Homöopathie zuzuwenden?

Die ersten zwei Tage meines Studiums war ich voller Zweifel – ich wollte Ärztin werden, aber ich wollte nicht dieses Studium in seiner damaligen Struktur durchlaufen – es erschien mir verschult und viel zu weit weg von en Patient*innen. Am dritten Tag habe ich mich nachmittags in das Wahlfach Homöopathie gesetzt, das unter der Schirmherrschaft von Prof. Frass von der StudentInneninitiative Homöopathie organisiert wurde. Damals hat Prof. Christian Reiter in der ersten Einheit darüber gesprochen, als Arzt den ganzen Menschen zu sehen und auch zu behandeln. Und er hat darüber gesprochen, dass ein guter Homöopath immer auch ein guter „Schulmediziner“ sein muss, denn „primum nil nocere“ – wenn ich homöopathisch nicht weiterkomme, brauche ich die konventionelle Medizin in der Hinterhand. Seitdem war mir klar, wohin meine Reise geht.

Worin sehen Sie die besonderen Chancen der Homöopathie?

Ich sehe in der Homöopathie das Potential, die Welt heil werden zu lassen. Die Homöopathie ist eine Medizin der Achtsamkeit und des Friedens. Sie ist weder auf fossile Energien angewiesen, noch müssen wir uns vor ihren Rückständen schützen. Sie bleibt nicht den Reichen und Mächtigen vorbehalten. Sie funktioniert für alle Lebewesen. Ich denke nicht nur an Menschen, Tiere, Pflanzen oder Zellen sondern auch an Gesellschaften, Schwärme, Gärten, Systeme. Sie bietet uns die Chance auf echte Heilung (das können nicht viele der konventionellen Interventionen für sich beanspruchen). Nicht mit ihr alleine – aber mit ihr an Bord kann uns der Wandel hin zu einem nachhaltigen Leben gelingen.

Die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ wurde ja jüngst in zahlreichen Landesärztekammern aus der Weiterbildungsordnung eliminiert. Was veranlasst sie, dennoch oder gerade erst recht weiter zu machen?

Ich habe nie Medizin ohne Homöopathie erlernt. Mein Verständnis von Heilung, Gesundheit und Krankheit ist homöopathisch. Es ist ein Teil meiner beruflichen Identität, die ich weder ablegen wollte noch könnte. Ich will Menschen helfen, gesund zu werden – bis jetzt ist die Homöopathie die beste Medizin dafür, die ich kenne.

Was würden Sie jüngeren Kolleg*innen raten, die jetzt am Sinn einer homöopathischen Weiterbildung zweifeln?

Es ist sicher schon deutlich geworden: Ich bin von der Homöopathie als geniale, enkeltaugliche, 100% zukunftsfähige Heilkunst vollkommen überzeugt, und das liegt an meinen Patient*innen. Wenn Kolleg*innen in der Weiterbildung die tiefgreifende Wirkung der Homöopathie auf unterschiedlichste Patient*innen sehen und erfahren dürfen, haben sie die beste Basis, sich zu entscheiden: Möchte ich meine medizinischen Fähigkeiten in diese Richtung erweitern? Denn darin liegt für mich der Sinn der homöopathischen Weiterbildung: die Homöopathie sicher und erfolgreich anzuwenden.

Sie wurden mit großer Mehrheit als Delegierte des Landesverbandes Bayern gewählt. Welche Aspekte der politischen Vereinsarbeit sind Ihnen besonders wichtig?

In meinen Augen ist aktuell die oberste und wichtigste Aufgabe des DZVHÄ die Rettung der ärztlichen Homöopathie in Deutschland. Wir haben mächtige Feind*innen. Alle andere politische Arbeit ist letztlich umsonst, wenn wir nicht geschlossen, effektiv und auf möglichst vielen Ebenen gegen die Anti-Homöopathie-Lobby vorgehen.

Was ist für Sie das zentrale Argument, warum „Homöopathie“ in der ärztlichen Weiterbildung unbedingt erhalten bleiben sollte?

In meinen Augen muss sie ein essentieller Teil der universitären medizinischen Ausbildung werden. Es macht einen riesigen Unterschied, ob das große wissenschaftliche Feld der Homöopathie nach dem Studium erlernt wird, oder ob ich mich schon als Studierende*r mit der homöopathischen Theorie und Praxis auseinandersetze. Diese müssen ins Curriculum, beginnend in der Vorklinik. Die Argumente habe ich in der obigen Liebeserklärung an die Homöopathie schon gebracht – sie ist eine unserer großen Zukunftschancen.

Die Fragen stellte Dr. med. Ulf Riker

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Tipp: Der Deutsche Ärztekongress für Homöopathie (ONLINE) vom 13.-15. Mai bietet erstmals in einem eigenen Strang tiermedizinische Themen. Informationen: 2021.homoeopathie-kongress.de/