München, 19. Januar 2023. Die Ethikkommission und das BfArM haben Ende 2022 grünes Licht gegeben für eine Studie, die doppelblind, randomisiert und placebokontolliert klären soll, ob Homöopathie in der Lage ist, Antibiotika einzusparen. Die Studie wurde im November 2019 vom Bayerischen Landtag beschlossen, dies löste einmal mehr eine bundesweite Debatte über Homöopathie aus – dazu hier ein Beitrag aus der Süddeutschen Zeitung. In einem Interview mit Dr. Wolfgang Springer, der am Zustandekommen der Studie maßgeblich beteiligt war, werden Hintergründe und aktuelle Fragen zur Studie besprochen.
Herr Dr. Springer, was bedeutet es eigentlich politisch, dass diese Studie überhaupt zustande kam?
Das bedeutet zunächst, dass sich die mehrjährige Arbeit gelohnt hat und wir die maßgeblich Zuständigen mit einem sorgfältig ausgearbeiteten Studiendesign überzeugen konnten. Es zeigt desweiteren, wie enorm wichtig solide politische Kontakte zu Parteien, Abgeordneten, Fraktionen und Sprechern in Gesundheitsausschüssen sind. Für das Wachsen solcher Kontakte sind neben Überzeugungsarbeit auch persönliche Glaubwürdigkeit und fachliche Kompetenz unentbehrlich. Diese zeigt auch die Tatsache, dass es mit LIMed (Liste Integrative Medizin) in Bayern (wie in einigen anderen Bundesländern) gelungen ist, engagierte Kolleg:innen in die Vertretungen von Landesärztekammer und Ärztlichem Kreis- und Bezirksverband zu entsenden.
Was ist das Besondere an dieser Studie?
Meines Wissens handelt es sich um die weltweit erste Studie, die mit hand-verschüttelten hohen Potenzen ( C 200 und C 1000) durchgeführt wird. Bei einem positiven Ergebnis wäre zwar auch diesmal nicht der Wirkmechanismus der Homöopathie geklärt, aber es wäre bewiesen, dass hochpotenzierte Arzneistoffe eine wissenschaftlich objektivierbare Heilwirkung haben.
Wer ist Träger dieser Studie?
Der Bayerische Landtag hat mit absoluter Mehrheit dafür gestimmt, die Rolle der Komplementärmedizin im Kampf gegen zunehmende Antibiotika-Resistenzen wissenschaftlich zu untersuchen. Es wurden mehrere Studiendesigns zu dieser Frage eingereicht, unser Studienansatz hat am Ende den Zuschlag erhalten. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert die Durchführung der Studie und hat als Partner die TU München gewonnen, immerhin eine der Exzellenz-Universitäten Deutschlands. Damit sind zunächst alle Zweifel an einer korrekten wissenschaftlichen Durchführung ausgeräumt.
Was soll in der Studie untersucht werden?
Es geht um eine Diagnose mit großer Versorgungsrelevanz: Frauen leiden häufig an wiederkehrenden Harnwegsinfektionen, die oft auch antibiotisch behandelt werden. Damit verbunden ist immer auch die Gefahr, dass ursächliche Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln. Als homöopathisch qualifizierte Ärzt:innen wissen wir aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass wir mit unseren homöopathischen Arzneien die Häufigkeit von wiederkehrenden Harnwegsinfekten und deren Auftreten reduzieren und sogar beenden können. Diese Erfahrung wollen wir mit dieser Studie wissenschaftlich auf den Prüfstand stellen.
Wie sehen Sie die Chancen für ein positives Studienergebnis?
Als Ärztinnen und Ärzte wissen wir, was wir tun und was wir können. Wir werden alles in unserer Macht stehende einbringen um zu zeigen, dass wir es können! Ich danke an dieser Stelle aber auch all denen, die diese Studie ermöglicht haben und die uns dabei fachlich und wissenschaftlich begleiten!
—
Das Interview führte Dr. med. Ulf Riker