Haben Sie schon mal „Berliner Mauer“ oder „Hundekot“ in homöopathischer Zubereitung genutzt? Gibt es dafür bewährte Indikationen? Wie war der Erfolg? Ging er über Placebo hinaus? Ich frage deshalb, weil derartige „Arzneien“ ganz offenkundig und vor Allem den Homöopathie-Leugnern nutzen: mit hämischer Freude nutzen sie die ziemlich weit hergeholten Indikationen, um auf die Absurdität der Homöopathie hinzuweisen oder um den „Zucker“ möglichst ekelig zu verpacken. Der destruktiven Phantasie, dem Spott und dem menschenverachtenden Zynismus mancher sog. Skeptiker stehen wir als homöopathisch tätige Ärzt*innen nicht selten staunend gegenüber und fragen uns: soll man das jetzt kommentieren oder ganz einfach schreddern? Eines ist klar: wir könnten Kopfstände machen und mit den Zehen wackeln, aber wir werden bei keinem Einzigen auch nur ein fragendes Innehalten erwirken. Was also dann?
Wie wäre es zum Beispiel mit Selbstkritik? Haben wir zum Homöopathie-Bashing nicht auch selbst eingeladen, in dem einige Wenige von mit Übermut solche Ausgangssubstanzen überhaupt „prüfen“ und die mutmaßlichen Ergebnisse dann auch noch veröffentlichen? Wie wäre es mit etwas mehr Zurückhaltung beim Herausstellen von wundersamen Heilungen mit dubiosen Arzneien? Gibt es wirklich diese Fälle (womöglich in größerer Zahl), an denen Hahnemann, Boenninghausen, Kent und viele andere zu ihrer Zeit mangels potenzierter Sonne oder Mond gescheitert wären?
Wie wäre es, wenn wir uns mehr auf das Handwerk besinnen, das wir alle – zusätzlich zu unserer konventionell-medizinischen Expertise – gelernt haben? Die Werkzeuge in unserem Kasten sind von höchster Qualität, sie haben zwei Jahrhunderte überstanden ohne zu rosten, sie sind heute wie damals einsatzfähig! Selbstverständlich kann man sich ab und zu eine spezielle Zange oder einen besonderen Schlüssel neu erwerben und hinzufügen, aber ein Hammer bleibt ein Hammer, und Hahnemann hat uns genau erklärt, wo der hängt…
Und wie wäre es, hin und wieder auch die medialen Folgen unserer Aktivitäten in den strategischen Blick zu nehmen? Auch taktisches und politisches Mitdenken verdient seinen Platz im Miteinander der Homöopath*innen. Zum Beispiel beim Thema Nosoden im Zusammenhang mit Corona und der Impfkampagne: war es nicht abzusehen, dass Grams und Medien sich darauf stürzen, wenn einzelne Apotheken sogenannte Corona-Impfstoffe potenzieren? Ist doch klar: alle Homöopathen sind Impfgegner und deshalb nutzen sie die Verdünnung des Impfstoffes weil sie ja auch meinen, Homöopathie sei sowas Ähnliches wie eine Impfung… Ist die Meldung erst mal in der Welt, dann lässt sich damit trefflich polemisieren. Ein bisschen schuld sind wir daran auch selbst.
Deshalb: bemühen wir uns in erster Linie um unsere Patient*innen, erklären wir ihnen, was wir warum tun oder auch lassen, begleiten wir sie durch Pandemie und Krankheit und prüfen wir immer wieder unseren Werkzeugkasten. Stehen wir auf zwei Beinen, einem der konventionellen Medizin und einem der Homöopathie Hahnemanns.