von Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender des LV Bayern

Gerade erst wurde der deutsche Waldschadensbericht veröffentlicht, das Ergebnis ist beunruhigend. Die Ursachen sind schnell gefunden: Borkenkäfer, Wetterkapriolen mit Stürmen, Waldbrände nach Dürrejahren, der Klimawandel. Vor fast 50 Jahren warnte der Club of Rome bereits vor den „Grenzen des Wachstums“ und forderte mehr Nachhaltigkeit in der globalen Entwicklung. Allzu lange blieben die Warnungen und Appelle ohne Konsequenz. Die Rechnung zahlen wir heute: 1,5 Milliarden Euro erhalten Waldbesitzer als Unterstützung aus Steuergeldern, um ihren Wald „umzubauen“, damit nicht mehr Bäume sterben als in derselben Zeit nachwachsen können. „Ökologisch verträgliche Bewirtschaftung“ sei das Gebot der Stunde, sagen BUND und NABU. Und Allan Buras, der Koordinator des Waldzustandsmonitors an der TU München rät zu einem „breit gestreuten Baumportfolio“, weil Diversität notwendig und Monokultur „out“ ist. Nur so ließe sich eine größere Widerstandsfähigkeit der Wälder überhaupt erreichen.

Es gibt noch andere Beispiele, die Ähnliches zeigen: Monokultur in der Landwirtschaft erfordert zur Schädlingsbekämpfung mehr Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, die irgendwann auch in unserer Nahrung landen. Monokulturen in Plantagen (z.B. zur Gewinnung von Palmöl) führen zu Qualitätsverlust der Böden, Verlust ihrer Mikroorganismen, Schädigung des Grundwassers und zu Erosion. Bienen- und Insektensterben lässt sich teilweise auf Monokultur und Insektizid-Einsatz zurückführen

Für Monokultur spricht allein die „Effizienz“. Es geht alles schneller, leichter, maschinell, gewinnsteigernd. Die Gewinne machen Konzerne, die 1,5 Milliarden für den Wald aber kommen aus unseren Taschen. Ist das wirklich eine gute Rechnung?

Auch in der Medizin erleben wir ein ähnliches Phänomen: Konventionelle Medizin ist derart effizient, dass es tatsächlich schwerfällt, die möglichen negativen Folgen im Blick zu behalten. Zum Beispiel Antibiotika: eine Erfolgsgeschichte über Jahrzehnte! Für die Kollateralschäden ihres Einsatzes (z.B. Resistenzentwicklung, Störung der immunologisch wichtigen Darmflora) war erst einmal niemand zuständig. Unser Großhirn ist offenkundig zu klein, um Komplexität vollständig und rechtzeitig wahr zu nehmen. Erst heute – Jahrzehnte später – ist das „Mikrobiom“ en vogue. Während sich die Forschung an neuen Antibiotika für die Hersteller offenkundig nicht (mehr?) rechnet, wird öffentliches (Steuer!) Geld investiert, um Möglichkeiten der Reduktion von Antibiotika zu erforschen.

Monokultur ist ganz offenkundig kein nachhaltiges Erfolgsmodell. Auch nicht in der Medizin. Für viele Beschwerden und Krankheiten gibt es bio – logischere Therapieansätze, die in Therapiepläne integriert werden können: klassische Naturheilverfahren, Osteopathie, Ayurveda, Homöopathie, Formen der Psychotherapie.  Alle haben ihre erfahrungsbasierte Berechtigung und wirken synergistisch statt antagonistisch auf Prozesse von Gesunderhaltung oder Heilung.

Ist es nicht höchste Zeit, aus dem komplexen System „Wald“ und seiner Leidensgeschichte zu lernen und die Erkenntnisse auf das ungleich komplexere System „Mensch“ zu übertragen? Also der Monokultur Grenzen zu setzen und dafür auf Integration komplementärer Naturheilverfahren zu bauen? Forschung im Bereich Homöopathie zu forcieren anstatt sie für beendet zu erklären? Weiterbildung in ärztlicher Homöopathie zu erhalten anstatt sie zu eliminieren? Ärztlichem Zuhören, ärztlicher Erfahrung, vielleicht sogar praxiserprobter Intuition einen Stellenwert zuzumessen, gleichberechtigt neben Leitlinien und wissenschaftlicher Evidenz? Es geht nicht um unseren wissenschaftlichen Bauchnabel, es geht um Gesundheit, das Wertvollste, was wir haben, sei es die Gesundheit von Menschen oder von Bäumen. Dafür lohnt es sich, zu arbeiten und zu kämpfen! Für Vielfalt statt Monokultur.

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Der Deutsche Ärztekongress für Homöopathie (ONLINE) vom 13.-15. Mai statt. Informationen: 2021.homoeopathie-kongress.de/