München, 15. Mai 2023. Kommentar von Dr. med. Ulf Riker, Internist, 1. Vorsitzender des DZVhÄ-Landesverbandes Bayern

Der Zusammenhang zwischen Einsatz von Pestiziden und Insektensterben ist uns allen irgendwie bekannt: Pflanzen sollen geschützt werden, weil sie als Nahrungsquellen für Mensch und Tier unerlässlich sind. Aber sie führen auch zum Verlust von Organismen, die an der Bestäubung von Pflanzen beteiligt und damit für den Erhalt der Nahrungsquellen ebenfalls maßgeblich sind. Altes Denken, alles bekannt!

Anderes Beispiel: Antibiotika sind eine der großen Errungenschaften einer wissenschaftsorientierten Medizin. Gewesen! Denn in ihrem Schlepptau bringen sie zunehmend Resistenzen mit, an denen ihr zukünftiger Einsatz scheitern könnte. Hinzu kommen wirtschaftsstrategische Entscheidungen, in deren Folge Lieferketten reißen. Experten suchen Auswege, nichts Neues!

Die konventionelle Medizin ist innovativ und leistungsstark, kein Zweifel. Die Wege ihres Denkens und Forschens sind im Prinzip die Alten: Anti-Arzneien, Reparaturbetrieb. Und natürlich passt da Homöopathie (oder Osteopathie, Ayurveda, TCM) nicht ins Konzept, muss also mit Macht und anderen Mitteln außer Reichweite gebracht werden. Bestimmte Antibiotika: nicht erhältlich! Cromoglicinsäure zur Inhalation bei Pollenallergie: gibt’s gerade nicht! Und obwohl die Pollen gerade jetzt fliegen und Patienten jetzt Hilfe brauchen: Front der Verweigerung gegenüber homöopathischen Arzneien, die sich bei einschlägigen Beschwerden seit 200 Jahren bewährt haben. Lieber unschuldiges Bedauern anstelle von neugieriger Offenheit! Man könnte ja mal was Homöopathisches ausprobieren, wenn die leitliniengerechten Therapieoptionen Löcher aufweisen wie ein Schweizer Käse. Aber nein: es könnte sich dabei ja zeigen, was Homöopathie zu leisten vermag. Und das will man gar nicht wissen. Konsequentes Wegschauen und hartnäckige Selbstverblindung in Anbetracht therapeutischer Notlagen: ist das Wissenschaft? Und was, wenn eines Tages noch mehr Ausgangssubstanzen oder Medikamente fehlen, dann aber auch die alternativen Therapieoptionen nicht mehr zur Verfügung stehen, weil das Wissen und seine qualifizierten Vertreter:innen zum Teufel gejagt sind? Kollateralfolgen ohne Lösungsoptionen, an den Wünschen einer Mehrheit der Bevölkerung vorbei: wollen wir wirklich eine solche Zukunft?