München, 22. November 2024. Dr. med. Ulf Riker, Vorsitzender des LV Bayern, Internist / Homöopathie & Naturheilverfahren, antwortet auf den Beitrag „Homöopathie-Studie des Bayerischen Landtags scheitert“ von Hinnerk Feldwisch-Drentrup, F.A.Z. vom 19. November 2024. Es geht um die iHOM-Studie der TU München, in der geprüft werden sollte, ob eine individualisierte homöopathische Behandlung zusätzlich zur leitliniengerechten Therapie den Antibiotikabedarf reduzieren kann.

„Sensationell peinlich“ ist nicht die Tatsache, dass die Rekrutierung zur Studie und damit deren konsequente Fortführung abgebrochen werden musste, das passiert bei ca. 30 % aller begonnenen Untersuchungen, wobei hiervon wiederum ca. 40 % an mangelhafter Rekrutierung scheitern. „Peinlich“ ist eher, dass Frau Waldmann (SPD) ihre Ahnungslosigkeit zur Schau stellt, wenn sie Homöopathie als „Schmarrn“ bezeichnet (und dabei auch gleich viele PatientenInnen und mündige BürgerInnen, darunter möglicherweise auch SPD-WählerInnen mit positiver Homöopathie-Erfahrung abwatscht.) Wesentlich seriöser  ist da die ursprüngliche Stellungnahme von Herrn Holetschek (CSU), der zu Nachdenklichkeit auffordert und befürwortet, zunächst zu prüfen, was Homöopathie zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes beitragen könnte.

Die Studie hätte von der Ethik-Kommission jederzeit abgelehnt werden können, wurde sie aber nicht. Im Nachhinein zu betonen, man habe sich „extrem schwergetan“, weil man ja „nicht nichts mit nichts vergleichen“ könne wird dem anspruchsvollen wissenschaftlichen Studiendesign nicht gerecht.

Genauso wenig erscheint das Bemühen, „falsch positive Ergebnisse“ durch „Nachschärfen der Statistik“ verhindern zu wollen nicht als Bekenntnis zu ergebnisoffener Forschung oder wissenschaftlicher Neugier. Potentiell positive Ergebnisse sollten wohl bereits im Vorfeld verhindert werden, weil das ja der offiziellen Ausgangshypothese widersprochen hätte, wonach Homöopathie ja gar keine Wirkung haben kann, weil der Wirkmechanismus nicht plausibel sei.

Das eigentliche Ziel der Studie aber bleibt komplett unberücksichtigt: in den Jahren 1990 – 2021 starben weltweit pro Jahr in Folge von Antibiotikaresistenzen mehr als eine Million Menschen. Vor diesem Hintergrund wäre es nachgerade verantwortungslos, wenn nicht jede Option geprüft würde, die in diesem Zusammenhang eine gewisse Wahrscheinlichkeit der Abhilfe schaffen könnte.

Grundsätzlich sind hochwertige randomisierte Studien ein wichtiges Instrument der Evidenzbasierten Medizin, um Wirksamkeit und Sicherheit einer Therapie zu untersuchen. Hierzu hat sich die Bayerische Staatsregierung bekannt, weil viele Menschen Homöopathie in Anspruch nehmen und jeder Beitrag zu einer Versachlichung der Debatte um die Homöopathie im Interesse genau dieser Menschen liegt.

Außerdem: in der Studie wurde nicht, wie auch von Gesundheitsminister Lauterbach immer wieder unterstellt, Homöopathie gegen Antibiotika getestet, sondern die Frage gestellt, ob Homöopathie – zusätzlich(!) zu einer lege artis durchgeführten konventionellen Therapie – in der Lage wäre, Rückfälle in akute Krankheitsepisoden zu verhindern.

Und noch etwas: die Studie kam ohne jegliche finanzielle Unterstützung durch Herstellerfirmen bzw. die Pharmazeutische Industrie zustande, was ja im Bereich der konventionellen Medizin eher unüblich ist!

Hinweise dafür, dass Homöopathie bei häufigen Krankheitsbildern den Einsatz allopathischer Medikamente (inkl. Antibiotika) reduzieren kann gibt es schon länger, und erst jüngst hat ein systematischer Review über 6 Metanalysen dargelegt, dass die Wirkung von Homöopathie ganz grundsätzlich über den Placebo-Effekt hinausgeht. Nicht zuletzt gibt es auch zahlreiche Ergebnisse aus der Grundlagenforschung sowie der Versorgungsforschung die belegen, dass homöopathische Arzneien (auch wenn sie z.B. „Erdkröte“, „Petersilie“ oder „Giftefeu“ heißen) nachweisbare Wirkungen und Effekte haben. Derlei Ergebnisse zu ignorieren lässt jede journalistische und wissenschaftliche Ernsthaftigkeit vermissen.

Am Ende ist Frau Waldmann (SPD) doch noch einmal recht zu geben: “Es gibt keinen Mangel an Forschungsergebnissen zur Homöopathie – die deren Wirksamkeit belegen! – es gibt nur einen Mangel bei der Bereitschaft – bei manchen PolitikerInnen und VertreterInnen der Medien! – sie zur Kenntnis zu nehmen.“

Dr. med. Ulf Riker, München

——————-