von Dr. med. Claudia Rehfueß, Fachärztin für Augenheilkunde / Homöopathie aus München zum Beitrag: „Reden wir über Geld“ mit Natalie Grams – Süddeutsche Zeitung vom 30.4./1.5.2020:
Da ist sie wieder in üblicher anmutig lächelnder „Königin der Herzen“-Haltung – die Ex-Homöopathin Natalie Grams – und erzählt uns das Märchen von ihrer ach so moralischen Opferrolle in Sachen Homöopathie und sonstigem Aberglauben und gleichzeitig ihrem unermüdlich selbstlosen Kampf für das Seelenheil der irregeführten Patienten.
Achtung geehrter Leser – dies ist nur ein Märchen und hat mit der Wirklichkeit, also belegten Fakten, nichts zu tun. Im Gegenteil: hier werden sehr gekonnt und bewusst „Alternativwahrheiten“ gestreut, so dass sich ein halbwegs informierter Leser nur die Augen reibt! Klar, in der Rubrik „Reden wir über Geld“ wird über „Geschäfte machen“ gesprochen und da präsentiert uns Frau Grams gleich mal ein Zahlenspiel, das ganz absichtlich Äpfel mit Birnen vergleicht, um das Bild des „abzockenden Homöopathen“ zu erzeugen.
Fakt ist: Ein allgemeinmedizinischer Kassenarzt bekommt pro Patient (und Schein) im Quartal um die 50 €, behandelt aber in der Regel bei einem üblichen Arzt-Patienten-Zeitfenster von 6,5 min 8 bis 10 Patienten in der Stunde, was einen Umsatz von mindestens 400 €/Stunde (Igelleistungen nicht einberechnet) bedeutet. Eine homöopathische Erstanamnese eines Kassenpatienten dagegen wird von den Krankenkassen mit 80€ /Stunde (120€ für 90min) vergütet. Frage an jeden Viertklässler: wer verdient mehr?
Ich bin niedergelassene Augenärztin und Homöopathin in München und „leiste mir“ aus Überzeugung und medizinischem Ethos die Homöopathie (und damit zeitintensive, gerätearme Medizin) in meiner Praxis – mit konventioneller Gerätemedizin könnte ich meinen Umsatz leicht vervielfachen, allein den Patienten wäre in den überwiegenden Fällen nicht geholfen.
Der jährliche Umsatz von 670 Mio Euro für homöopathische Medikamente in Deutschland klingt viel, bedeutet jedoch nur einen Anteil von etwa 1% der jährlichen Gesamtumsätze der Apotheken und wird zu einem überwiegenden Teil von den zufriedenen Patienten aus eigener Tasche bezahlt. Für Chemotherapien beispielsweise, die statistisch nur in etwa 2% zu einer Lebensverlängerung über 5 Jahre beitragen,bei meist erheblich eingeschränkter Lebensqualität, gibt die Solidargemeinschaft jährlich Milliarden im zweistelligen Bereich aus…
Ja, bitte, reden wir über Geschäfte machen im Gesundheitsbereich, aber dann entlang von Fakten und nicht auf der Basis von scheinheiliger Polemik!
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